Reisejournal von Innenarchitektin Carolin: Costa Rica

22. Januar 2025

Innenarchitektin Carolin Kotte erlebte auf ihrer Reise durch Costa Rica «Pura Vida». Besonders beeindruckte sie die Verbindung von Architektur und Natur – und der morgendliche Weckruf der Brüllaffen.

Die Reiseroute

Facts zu Costa Rica:

  • Geografie: Mittelamerika, zwischen Pazifik und Karibik, angrenzend an Nicaragua (Norden) und Panama (Süden)
  • Hauptstadt: San José
  • Amtssprache: Spanisch
  • Namensbedeutung: Auf Spanisch «reiche Küste»
  • Spitzname: «Die Schweiz Zentralamerikas» (Neutralität und Naturschönheit)
  • Besonderheiten: Fortschrittliche Umweltpolitik, Ziel: 100% erneuerbare Energien
  • Bevölkerung: Costa-Ricaner nennen sich Ticos
  • Währung: Colón (benannt nach Christoph Kolumbus)
  • Lebensmotto: «Pura Vida» – ein Lebensstil, ein Gruss, eine Antwort, ein Lebensgefühl

Im November und Dezember 2024 reiste ich mit meinem Freund durch Costa Rica. Die Mischung aus tropischen Pflanzen, exotischen Tieren, Regenwäldern, Gebirgen und Stränden zog uns ins Land. Als Innenarchitektin war ich besonders neugierig auf die Verknüpfung von Architektur und der ausgeprägten Umweltpolitik des Landes. Wir wollten möglichst viel von Costa Rica sehen und reisten daher mit einem Mietauto von der Karibikküste durch das Inland bis zur Pazifikküste – zwei Wochen «Pura Vida».

Puerto Viejo de Talamanca: Bioklimatische Architektur

Unser erster Halt war Puerto Viejo an der Karibikküste, bekannt für seinen entspannten Vibe und traumhafte Strände. Perfekt, um zum ersten Mal die Seele baumeln zu lassen. Hier übernachteten wir in einer offenen Suite mitten im Dschungel – eine Oase zum Träumen und sich inspirieren zu lassen, den Geräuschen der Natur zu lauschen und die Tiere in der Umgebung zu beobachten. Einen Wecker brauchten wir übrigens nicht, diese Aufgabe übernahmen jeden Morgen gegen fünf Uhr die Brüllaffen.

Die Unterkunft ist ein inspirierendes Beispiel bioklimatischer Architektur, welche die natürlichen Elemente der Umgebung im Hinblick auf Energieeinsparungen, thermischen Komfort und Gesundheit nutzt, die Umweltbelastung reduziert und nachhaltige Räume im Einklang mit der Natur bietet.

Im kleinen Stück Dschungel, in dem sich die Unterkunft befand, wurden alle Bäume erhalten und das Design strategisch an sie angepasst. In der südlichen Karibik Costa Ricas liegt die Luftfeuchtigkeit bei 90 Prozent, weshalb eine gute Belüftung eine wesentliche Rolle spielt. Das Gebäude wurde so entworfen, dass die Luft durch Querlüftung, hohe Decken und grosse Öffnungen zirkuliert. Alles wurde mit natürlichen und nachhaltigen Materialien gebaut. Die Wände und Böden bestehen zum Beispiel aus Chukum, einem sehr widerstandsfähigen Naturharz. Für die Tischlerarbeiten und Decken wurde einheimisches Holz verwendet. In dieser Unterkunft hatte ich tatsächlich das Gefühl, eins mit der Natur zu sein.

Zwei weitere Highlights in Puerto Viejo:

  • Besuch des Jaguar Rescue Center: Eine Auffangstation für Tiere, die nicht in ihren natürlichen Lebensraum zurückkehren können.
  • Eine Kakaotour: Uns wurde der Weg von der Kakaofrucht am Baum bis zur Schokolade erklärt – und wir durften selbst (aus-)probieren.
     

La Fortuna: Adrenalinschub garantiert

Von der Karibikküste ging es ins Landesinnere, zur sogenannten Abenteuerhauptstadt Costa Ricas: La Fortuna. Was mir bei der Fahrt ins Stadtinnere auffiel, waren die riesigen Resorts mit prachtvollen Einfahrten.

Von unserem Bungalow aus hatten wir einen direkten Blick auf den aktiven Vulkan Arenal und konnten in einer der vielen heissen Quellen baden. La Fortuna wird seinem Übernamen definitiv gerecht und es lassen sich viele adrenalingeladene Aktivitäten unternehmen. Wir entschieden uns für eine geführte Hängebrücken-Tour durch den Regenwald – inklusive Tierbeobachtung und leider auch inklusive Dauerregen. Ein Learning unserer Reise: Trockenzeiten gibt es nicht überall.

Monteverde: Mystik des Nebelwaldes

Von La Fortuna fuhren wir weiter auf 1440 Meter über Meer nach Monteverde. Auf dem Weg durchquerten wir zahlreiche kleine Dörfer. Die Häuser sind sehr klein, meist einstöckig, und haben eine grosse Veranda am Hauseingang, die in der Regel als Wohnzimmer genutzt wird. Durch das warme Klima halten sich die Menschen automatisch mehr draussen auf und benötigen viel weniger Wohnfläche im Vergleich zu Mitteleuropa. Eigentlich gefielen mir die kleinen, bunt bemalten Häuser – doch leider werden sie häufig durch Zäune und Vergitterungen «entstellt». Auch die Friedhöfe sind mir in Monteverde aufgefallen, da die Grabstätten erhöht und gefliest sind.

In Monteverde schliefen wir in einer transparenten Bubble-Suite, eingebettet im Nebelwald. Die Vegetation war unglaublich dicht. Blumen, Farne, Lianen und Moose bedeckten Baumäste und Stämme. Durch den vielen Nebel und die Feuchtigkeit wirkte alles sehr mystisch.
 

Quepos – Manuel Antonio: Vielfalt in Flora und Fauna

Quepos war unser erster Stopp an der Pazifikküste. Hier war der Besuch des Manuel Antonio Nationalparks das absolute Highlight. Die atemberaubende Kombination aus Stränden, Regenwald, Hügeln und Korallenriffen macht ihn zu den meistbesuchten Orten Costa Ricas. Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere ist einzigartig und dank unseres Guides konnten wir wieder vieles davon entdecken. Auch hier spürten wir den Pura Vida-Vibe. Unsere Unterkunft war ein kleines Tiny House in einer Backpacker-Community. Von dort aus konnten wir jeden Morgen ein kleines Totenkopf-Äffchen und Vögel beobachten.

Jacó: Urbanes Leben und künstlerische Spuren

Die letzten vier Tage unserer Reise verbrachten wir ebenfalls an der Pazifikküste in Jacó. Dieser Ort ist besonders für seine langen Surfstrände und spektakulären Sonnenuntergänge bekannt. Eine unserer Aktivitäten war eine Wanderung hinauf zum Aussichtspunkt El Miro. Dort befindet sich ein unvollendetes Herrenhaus mit farbenfrohen Graffiti und fantastischen Wandmalereien, die das pure Leben transportieren – Pura Vida auch hier. Diese Kunstwerke bilden einen starken Kontrast zum üppigen Grün des umliegenden Dschungels. Auch auf dem Weg zum Aussichtspunkt waren Reste von Torbögen des Gebäudes zu sehen, die von Ranken umgeben sind – ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie sich die Natur ihre Landschaft zurückerobert hat.

Am letzten Tag vor unserer Abreise machten wir eine Bootstour zur Tortuga Island. Der weisse Sandstrand, gesäumt von Palmen, bot uns eine paradiesische Kulisse. Dort standen Aktivitäten wie Schnorcheln, Wandern und Sonnenbaden auf dem Programm.

Architektur im Einklang mit der Natur

Costa Rica hat uns mit seiner beeindruckenden Natur, nachhaltigen Architektur und besonderen Kultur verzaubert. Die Reise war nicht nur inspirierend, sondern zeigte mir als Innenarchitektin, wie Ökologie und Design harmonisch miteinander verbunden werden können. Natürlich hatten wir auch Herausforderungen, wie den vielen Regen und die teils schwierigen Strassenverhältnisse. Doch die positiven Erlebnisse überwogen bei weitem. Costa Rica bleibt für mich ein Ort voller Magie und Vielfalt, den ich jederzeit wieder besuchen würde, um erneut das wahre «Pura Vida» zu erleben.

Weiterempfehlen